Der Run beginnt in Kürze
Die Zeichen für den Frühling 2018 mehren sich. Wer in den Morgenstunden durch die Gartenstadt joggt, den begleitet ein großes Konzert unserer Singvögel – das klangvolle Werben um die Gunst des Weibchens. Dann dauert nur noch ein paar Tage, und es beginnt der große Run auf die schönsten Nistplätze. Doch die sind knapp, systematisch vernichtet von den Menschen. Doch da sind - zum Glück für Meisen, Spatz und Fink - wieder Vorschulkinder Waltroper Kindergärten und die Kleingärtner.
Materialmäßig unterstützt von der Gartenstadt und mit engagierten Kleingärtnern zimmern sie auch in diesem Jahr wieder an die 50 schicke Vogelwohnungen. Die ersten, hergestellt von den Okidele-Kindern, entstanden bereits Mitte Februar. Diese Aktion findet seit 18 Jahren an bis zu fünf Tagen im zeitigen Frühjahr statt.
Für ihren reibungslosen Ablauf sorgen eine eine handvoll Gartenstädter. Federführend ist Wilfried Krüger. Der gelernte Tischler hat bereits im Dezember vorigen Jahres die Bausätze maßgerecht vorbereitet.
Der hat nur die Brettchen gehalten
Mit einer kurzen Erläuterung zur großen Bedeutung der Vogelkinder-Zimmer und einem Video aus seinem Inneren während der Brutperiode eines Meisenpärchens geht es dann ans Werk. Selber machen ist angesagt. Die Hilfe der Gartenstädter beschränkt sich nämlich möglichst nur auf das Fixieren der Brettchen. Die Mädchen und Jungen können richtig stolz auf ihr Werk sein, bringen sie doch etwas richtig großes mit nach Hause, das „in echt und wirklich“ gebraucht wird.
Die jungen Eltern haben großes Interesse an dieser Aktion. Sie wissen um die Bedeutung des selbst hergestellten Werkes für das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ihres Kindes. Die Erzieherinnen sehen in der handwerklichen Tätigkeit ihrer Schutzbefohlenen zudem eine einzigartige Möglichkeit des Trainings der Feinmotorik der kleinen Händchen.
Solitär-Insekten, die neu entdeckten Nützlinge
Nicht weniger wichtig für die Gartenstädter ist seit jeher die Förderung der solitär lebenden Wildbienen. Die natürlichen Lebensräume auch dieser so nützlichen Insekten sind in unserer industriellen Land- und Forstwirtschaft sind die stark eingeschränkt oder gar verschwunden. Totholz, Trockenhalme, Reisig- und Steinhaufen werden aus Unwissenheit oder naturentfremdetem Ordnungssinn beseitigt, selbst wenn sie optisch nicht stören.
Die KiTa-Kinder sind auch hier aktiv dabei, deren Brutmöglichkeiten ein wenig zu verbessern. D Sie funktionieren etwa 15 cm dicken Baumscheiben in schmucke Insektenpensionen um durch Bohren möglichst vieler, unterschiedlich großer Löcher in die Holzklötze – Komfort-Unterkünfte für Solitärinsekten. Die Herstellung von Brutröhren für diese so wichtigen und einzigartigen Fluginsekten rundet die Frühjahrs-Nistkastenaktion sinnvoll ab.
Etliche der Kinder nehmen dabei erstmals eine richtige Bohrmaschine in die Hand und haben dann eine natürliche Angstschwelle zu überwinden. Sie wurde bisher von allen bravourös genommen.
Für den regionalen Umweltschutz hat diese Aktion einen besonders hohen Stellenwert, weil die Kinder sowohl Nistkasten wie Insektenpension mit nach Hause nehmen. Dadurch erfährt das neue Angebot für die heimische Vogel- und Insektenwelt eine breite Streuung.
Lange unbeachteter Nützling
Der Wert dieser absolut harmlosen Insekten wird erst jetzt allmählich erkannt und auch im Erwerbsobstbau wird der biologische Nutzen von Woll-, Hosen- oder Sandbiene inzwischen geschätzt. Schließlich fliegt jeder dieser Bienen bis zu 5.000 Blüten täglich an, und das schon bei +5 Grad und auch bei bedecktem Himmel. Da halten sich die Honigbienen in den Bienenhäusern noch mit Flügelschlagen warm und trauen sich frühestens bei +10 Grad raus.
Die Bestäubung von Obstbäumen und -Sträuchern durch Wildbienen setzt also deutlich vor der durch Honigbienen ein. Drum zählen Solitärinsekten mittlerweile ebenfalls zu den erwünschten Nützlingen. Übrigens: auf dem Futterplan einiger Arten stehen Schadinsekten.